Hier noch ein paar interessante Erläuterungen und Definitionen zu Bewusstsein u.a. aus dem Zimbardo.
Die Dualität des Bewusstseins
Als der Philosoph Descartes die Seele vom Leib unterschied, vermutete er, dass das Bewusstsein in der kleinen Zirbeldrüse des Zwischenhirns beheimatet sei. Für Descartes musste es dorthin gehören, denn seinem Empfinden nach gab es eine „unbestreitbare Einheit“ des Bewusstseins. Die Zirbeldrüse aber war das einzige singuläre Organ, das er im Gehirn fand, das ansonsten hauptsächlich aus Paaren ähnlicher Teile besteht. Die Logik war gut, aber die Fakten waren falsch. Wir wissen mittlerweile, dass der Teil des Gehirns, der für das Bewusstsein verantwortlich ist, derjenige ist, der am offensichtlichsten in zwei Teile geteilt ist –
der Cortex mit den beiden Hirnhemisphären.
Obwohl sich
beide Hirnhemisphären in vielerlei Hinsicht gleichen, gibt es sowohl klinische als auch experimentelle Belege, die ganz deutlich auf
Asymmetrie hinweisen:
Beide Gehirnhälften unterscheiden sich in ihren anatomischen, chemischen und elektrischen Eigenschaften. Diese Asymmetrie kann der Tatsache zugeschrieben werden, dass beide Seiten des Gehirns primär für jeweils unterschiedliche Funktionen verantwortlich sind.
Die Tendenz jeweils einer Hirnhemisphäre, bei der Kontrolle einer bestimmten Funktion eine im Vergleich zur anderen
dominante Rolle einzunehmen, wird
zerebrale Dominanz genannt.
Das bemerkenswerte Beispiel solcher Dominanz ist, dass
sprachbezogene Funktionen üblicherweise von der linken Gehirnhälfte kontrolliert werden.
Dies erklärt, warum die
linke Gehirnhälfte üblicherweise größer ist und warum Sprachstörungen auftreten können, wenn sie verletzt wird. Dies erklärt auch, warum Personen, die infolge eines Schlaganfalls rechtsseitig gelähmt sind, Sprachstörungen haben können: Die
rechtsseitige Lähmung weist darauf hin, dass die linke Gehirnhälfte verletzt wurde.
Wissenschaftler haben mittlerweile herausgefunden, dass die linke Gehirnhälfte bei 95% aller Rechtshänder die sprachlichen Funktionen dominiert. Etwa 70% der Linkshänder zeigen bei der Sprache ebenfalls eine Dominanz der linken Gehirnhälfte. Bei den anderen 5% der Rechtshänder und bei 15% der Linkshänder wird die Sprache von der rechten Gehirnhälfte kontrolliert. Für weitere 15% von Linkshändern sind die sprachlichen Funktionen auf beide Gehirnhälften verteilt. ( Man nennt dies
bilaterale Sprachkontrolle). Personen, deren rechte Gehirnhälfte die Sprachfunktion dominiert, leben mit einem höheren Risiko, Störungen zu entwickeln, die sich auf sprachbezogene Funktionen wie Lesen auswirken.
Interessanterweise sind unter den Männern mehr Linkshänder als unter den Frauen. Männer entwickeln auch häufiger sprachbezogene Lernstörungen als Frauen.
Patienten mit einer
Verletzung der rechten Hirnhemisphäre haben eher unter
Störungen der Wahrnehmung und der Aufmerksamkeit zu leiden, möglicherweise auch mit ernsthaften Schwierigkeiten bei der räumlichen Orientierung.
Beispielsweise können sie sich in einer zuvor vertrauten Umgebung verloren fühlen oder unfähig sein, geometrische Formen zusammenzufügen.
Verletzungen des Gehirns wirken sich auf beide Körperhälften unterschiedlich aus
Verletzungen der rechten Gehirnhälfte
- Lähmung der linken Körperseite
- Defizite bei der räumlichen Wahrnehmung
- Verhaltensstil – voreilig, impulsiv
- Gedächtnisstörungen bei der Ausführung von nichtsprachlichen Aufgaben
Verletzungen der linken Gehirnhälfte
- Lähmung der rechten Körperseite
- Defizite bei Sprechen und Sprachverstehen
- Verhaltensstil – langsam, vorsichtig
- Gedächtnisstörungen bei sprachlichem Material
Ein Großteil unseres Wissens über die Asymmetrien des Gehirns entstammen den Beobachtungen von Menschen, deren eine Gehirnhälfte verletzt wurde oder deren Hirnhemisphären nicht miteinander kommunizieren konnten. Auch die beiden Gehirnhälften normaler gesunder Personen unterscheiden sich voneinander.
Im allgemeinen sprechen Untersuchungsergebnisse dafür, dass die linke Seite des Gehirns wichtiger bei der Kontrolle verbaler Aktivitäten, die rechte wichtiger bei der Steuerung visuell-räumlicher Aktivitäten ist. Eine neuere Untersuchung legt jedoch nahe, dass die Spezialisierung möglicherweise bei Männern ausgeprägter ist als bei Frauen ( Inglis & Lawson 1981).
Beiträge beider Hälften zu einer Funktion
Eine andere wichtige Entdeckung aus Untersuchungen von Personen mit normal funktionierenden Gehirnen betrifft die
unterschiedlichen Beiträge beider Hälften zu ein und derselben psychischen Funktion. Zum Beispiel tragen beide Hemisphären zu Sprach- und Gedächtnisleistungen, zu Funktionen der Wahrnehmung und Kognition und zu emotionalen Prozessen bei, im einzelnen ist ihre Rolle jedoch unterschiedlich.
Wieder höchst interessant, wie ich finde. Besonders, dass die sprachliche Dominanz doch bei Links- und Rechtshändern überwiegend auf der linken Seite liegt. Eigentlich hatte ich ja jetzt angenommen, dass (wie in der Veranstaltung gesagt wurde) bei Linkshändern alle Funktionen auf der anderen Seite liegen, als bei Rechtshändern. Warum gibt es eigentlich ein "Händigkeit"? Ich würde doch gerne mit beiden Seiten alles gleich gut können! Oder würde man dann alles gleich schlecht können??
Außerdem würde ich gerne wissen, ob es zum Beispiel bei Legastenikern teilweise so ist, dass bei ihnen auf der rechte Hirnhälfte die Sprachdominanz liegt? Oder ist dort kein Zusammenhang?
Fragen, Fragen... da muss ich wohl noch weiter rumlesen....
GeschePD - 31. Jan, 10:23